Werbung
Aktueller Prospekt Dm Drogerie - Prospekte - von 01.04 bis 30.04.2023
Werbung
Produkte in diesem Newsletter
Werbung
76 IN WELCHER WELT WOLLEN WIR LEBEN? " “Respektvoll . ' miteinander reden und Vorbehalte _ MARLENE SORENSEN Die Journalistin und Autorin fühlt sich als Mutter eines Kindes mit Behinderung im bürokratischen Dschungel allein gelassen. BUCH-TIPP Marlene Sorensen: Und jetzt? Fragen an das Leben mit 40. ‚Antworten für immer. Rowohlt Verlag, 224 Seiten, 17 Euro gestillt hätte. Worauf mir erst mal gar nichts einfiel, außer: „Wie bitte?“ Er hätte gehört, dass Kinder, die nicht gestillt werden, viel später sprechen würden. Katja Lüke: Daran möchte ich gern an- fügen: Ich habe mich dazu entschieden, keine Kinder zu haben, und da kommt oft prompt die Frage: „Ach, kannst Du keine Kinder haben?“ Das ist auch über- griffig. So eine intime, medizinische, vielleicht traumatische Frage würde man einer Frau ohne Behinderung nicht einfach stellen. Wenn Menschen Zeit haben und ihnen ein bisschen langwei- lig ist, etwa auf einer Bahnfahrt, dann kommen irgendwann solche Fragen, quasi als Smalltalk. Ich möchte aber alverde April 2023 9,6 Millionen Menschen mit einer Behinderung leben in Deutschland * nicht jedermanns Neugierde befriedigen müssen. Zum Beispiel soll ich auch oft meine Diagnosen sagen, warum ich im Rollstuhl sitze, wie letztens beim Augen- arzt. Ich glaubte, ich bräuchte eine Gleit- sichtbrille, doch seine erste Frage war: Seit wann sitzen Sie im Rollstuhl? Was braucht es, damit die Mehrheits- gesellschaft Menschen mit Behinderung ohne Berührungsängste und Vorbehalte, weder mit übertriebenem Helfenwollen, noch mit Mitleid oder Neugier begegnet? Katja Lüke: Wenn es Barrierefreiheit gibt und Menschen mit Behinderung auch im- mer und überall anzutreffen sind, dann verschwinden die Berührungsängste und dadurch ergibt sich alles Weitere: res- pektvoller Umgang, dass die Menschen im Ganzen wahrgenommen werden und nicht nur als Held oder Opfer. Denn oft wird man entweder auf den Thron gestellt, wie toll man mit der Behinderung um- geht, oder ist das Opfer, das Ressourcen MARLENE SQRENSEN