Werbung
Aktueller Prospekt Dm Drogerie - Prospekte - von 01.06 bis 30.06.2023
Werbung
Produkte in diesem Newsletter
Werbung
IN WELCHER WELT WOLLEN WIR LEBEN? Wie viel DNA-Wissen ist gesund’? Prof. Christiane Woopen beschäftigt sich als Ethikerin seit langem mit der Gendiagnostik. Eine der wesent- lichen Herausforderungen liegt für sie im Umgang mit möglichen Ergebnissen. Noch mehr als sonst in der Medizin kommt es auf gute Kommunikation an, damit der Einzelne selbstbestimmt handeln und seine Risiken richtig einordnen kann. alverde: Nehmen wir die große Volks- krankheit Krebs - lässt sie sich durch Genanalysen vorhersagen? Prof. Dr. Christiane Woopen: Ganz wich- tig für das Verständnis von Genanalysen ist, dass es für die allermeisten Krank- heiten nicht das eine Gen gibt, das sie zwangsläufig hervorruft. Wir bewegen uns im Bereich von Risikoaussagen. Zumeist sind es bestimmte Varianten mehrerer Gene, die es im Zusammen- spiel mit Umwelt- und Verhaltensfakto- ren wahrscheinlicher machen, dass ein Mensch eine Krankheit wie Krebs ent- wickelt. Brustkrebs ist ein gutes Beispiel für die Vielfalt genetischer Einflüsse: Die erbliche Mutation im BRCAI- oder BRCA2-Gen ist durch Angelina Jolie sehr bekannt. Sie ist Trägerin einer Gen-Ver: änderung und hatte sich deswegen vor sorglich das Brustgewebe entfernen lassen. In den letzten Jahren wurden weitere Risikogene gefunden, die zwar einen deutlich geringeren Einfluss ha- ben, aber in der Summe relevant sind. Das ist ein großer Erkenntnisgewinn. Wären Gentests dann ein sinnvoller Teil der Brustkrebs-Vorsorge? Sicherlich derzeit nicht flächendeckend. Aber auf EU-Ebene wird an einem risikoangepassten Screening gearbei- tet. Das heißt, zusätzlich zum Mam- mografie-Screening könnte Frauen, die bestimmte andere Risikofaktoren auf- weisen, ein Gentest angeboten werden. Wichtig ist, wie bei allen Screenings, dass der Nutzen größer sein muss als der 7 Bei einer Analyse-Methode wird DNA auf einer Gel-Matrix sichtbar gemacht. alverde Juni 2023 UNSERE EXPERTIN Prof. Dr. Christiane Woopen hat als Ärztin in der Gynä- kologie gearbeitet und ist Professorin für Life Ethics an der Universität Bonn. Sie stand sowohl dem Deutschen wie auch dem Europäischen Ethikrat vor. Schaden. Die Nachteile von Frühunter- suchungen sind etwa, dass Ergebnisse die Betroffenen unnötig verunsichern und belasten oder weitere Untersu- chungen nach sich ziehen, die eigentlich überflüssig wären. Deshalb muss man wie bei jeder Screening-Methode auch den Einsatz von Gentests sehr genau abwägen. Und bei Genanalysen kommt noch hinzu, dass das Verständnis und die Kommunikation von Risiken sehr schwierig sind.