Aktueller Prospekt Dm Drogerie - Prospekte - von 01.07 bis 31.07.2023

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ÖKOLOGISCHE ZUKUNFTSFÄHIGKEIT alverde: Sie fordern seit Jahren, die Kli- maerwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen. Das 1,5-Grad-Ziel wurde 2015 im Pariser Klimaschutzabkom- men festgelegt. Realistisch betrachtet: Können wir das Ziel einhalten? Hans Joachim Schellnhuber: Derzeit liegt die durchschnittliche Erderwärmung bei etwa 1,2 Grad. Unter zwei Grad oder sogar unter 1,5 Grad zu bleiben halte ich demnach momentan für kaum umsetz- bar. Wenn wir in den nächsten Jahren handeln und wirtschaften wie bisher, gehe ich davon aus, dass wir bis 2050 weit über das 1,5-Grad-Ziel hinausschießen werden. Die Folge wären Wetterextreme, der Meeresspiegel würde enorm ansteigen Darauf sind wir nicht vorbereitet. Es gibt jedoch zahlreiche Ideen und Ansätze, den Klimawandel einzudämmen - wir müssen sie nur in die Tat umsetzen Beispielsweise die vollständige Dekar- bonisierung der Wirtschaft? Daran führt kein Weg vorbei. Die COz-Emissionen müssen bis spätestens 2050 weltweit auf null gebracht werden, um das Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten. Das wird aber nicht ausrei- chen: Ebenso müssen die bereits aus- gestoßenen Emissionen wieder aus der Atmosphäre entfernt werden. Das heißt: Man müsste negative Emissionen erzeu- gen, also Kohlenstoffdioxid aus der Luft holen, es binden und dann aufbewahren Neubauten sind laut des Deut- schen Städtetags für 70 Prozent des jähr- lichen Flächenver- brauchs in Deutschland verantwortlich. 40 % der derzeit global ausgestoßenen Treib- hausgase ließen sich einsparen, würden wir mit Holz statt mit Stahl und Beton bauen, so die These von Hans Joachim Schellnhuber. Das Klima würde sozusagen repariert werden? Kohlenstoffdioxid bleibt über 20.000 Jahre im Erdsystem, deshalb müssen wir es aktiv aus der Atmosphäre entfernen. In der Klimaforschung sprechen wir dabei von „Kohlenstoffsenken". Einfach gesagt: Speicher, die dafür sorgen, dass kein COz2 mehr in die Atmosphäre entweichen kann Ein Vorschlag von mir ist, möglichst viel Kohlenstoff als organische Masse in unse- ren Bauwerken zu speichern. Der Bausek- tor ist für circa 40 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich, acht Prozent gehen allein auf die Zementproduktion zurück. Deshalb müssen wir hier ansetzen Städte müssen nachhaltig werden. Wir haben keine Chance, das Pariser Abkom- men umzusetzen und eine Heißzeit zu verhindern, wenn wir die Baubranche nicht miteinbeziehen alverde Juli 2023 Und wie ließe sich mit diesem Ansatz die Durchschnittstemperatur senken? Wenn das im Holz gespeicherte COz ver- baut wird, könnte man damit eine enorme Menge COz aus der Atmosphäre heraus- filtern. Auch wenn wir das 1,5-Grad-Ziel längst überschritten hätten, könnten wir mit dem Einsatz organischer Baumateri- alien langsam wieder dahin kommen, die Temperatur zu senken. Das ist ein ganz simpler Vorschlag, der keine verrückte Geoengineering-Technologie ins Spiel bringt, sondern einfach darauf aufbaut, das beste Baumaterial der Welt wieder weltweit einzusetzen. Städte aus Holz würden gewaltige Mengen COz für Jahr- hunderte binden und so die Erderwär- mung bremsen. > HANS JOACHIM SCHELLNHUBER KLIMAFORSCHER Der Professor für Physik grün- dete 1992 das Potsdamer Ins- titut für Klimafolgenforschung und hat es bis 2018 geleitet. Hans Joachim Schellnhuber ist einer der renommiertesten Klimafolgenforscher weltweit. Er hat Papst Franziskus zu Klimaschutzfragen beraten und war Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung globaler Umweltveränderungen. 75