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Aktueller Prospekt Dm Drogerie - Prospekte - von 01.08 bis 31.08.2024

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IN WELCHER WELT WOLLEN WIR LEBEN? SARAH STRAUB: Manchmal ist man auch überrascht, wie viel doch geht. Ich hät- te nie gedacht, dass ich in der Lage sein werde, meine Oma zu duschen, weil ich so zu ihr aufgeschaut habe. Diese Rol- lenumkehr ist sehr belastend. Aber dann habe ich die Körperpflege doch als schön empfunden, weil es emotionale, intime Momente waren, in denen ich ihr etwas Gutes tun konnte. Genauso muss man respektieren, wenn jemand sagt, er kann nicht. Es gibt kein „falsch“ oder „rich- tig“, sondern jeder muss für sich selbst entscheiden, wie viel er leisten kann. Das Wichtigste in der Pflege eines An- gehörigen ist es, sich ein Netzwerk auf- zubauen. Deshalb schicke ich Familien, mit denen ich in der Klinik zu tun habe, auch ganz früh zu einer Beratungsstelle. Sie sollen wissen, welche regionalen Ver- sorgungsstrukturen es gibt und wo sie stundenweise Hilfe bekommen können. JE ÄLTER, JE PFLEGE- BEDÜRFTIGER Während bei den 70- BIS 74-JÄHRIGEN rund 9% pflegebedürftig sind, beträgt der Anteil der Pflegebedürftigen bei den über 90-JÄHRIGEN 82%.” ——_ ,J-mra - 4‘Hn9CO0O mm —— 70 „Pflege zu Hause bedeu- tet im End- effekt, eine kleine Pflege- firma führen zu müssen.“ SEBASTIAN SCHOEPP Auch Angehörigengruppen sind wichtig, weil man sich dort mit Menschen austau- schen kann, die in einer ähnlichen Situa- tion stecken. Herr Schoepp, Sie haben kritisiert, dass die Betreuung zu Hause vielfach als Norm gesetzt wird. Aber ist es nicht tatsächlich das, was sich die meisten wünschen? SEBASTIAN SCHOEPP: Wenn man es hinkriegt, ist das sicher am schönsten. Das Modell wird mir nur als zu idyllisch angepriesen. Pflege zu Hause bedeutet im Endeffekt, eine kleine Pflegefirma führen zu müssen: Sie haben Pflege- kräfte, die Sie anleiten und zu denen Sie eine Beziehung aufbauen müssen, Sie müssen mit den Diensten und Kassen abrechnen, Arzttermine und Fahrdiens- te koordinieren und dann oft noch das Zuhause umrüsten - vom Pflegebett bis zum Treppenlift. Meine Eltern wollten zu Hause bleiben und wir haben das gan- ze Haus umgebaut. Als dann aber klar war, dass eine Pflegerin hätte einziehen müssen, weil ich es als berufstätiges Ein- zelkind nicht schaffen konnte, wollten meine Eltern lieber ins Pflegeheim. Dort habe ich einige Menschen getroffen, die im Heim noch mal aufgeblüht sind, weil sie soziale Kontakte hatten, während sie zu Hause ziemlich isoliert lebten. Jedes Alter, jede Pflegebedürftigkeit und jede Familie ist anders. Ich wünsche mir, dass alverde August 2024 die Ärzte und Beratungsstellen Men- schen kein schlechtes Gewissen machen, wenn sie die Pflege „nur“ managen oder nach einem Heimplatz suchen. SARAH STRAUB: Im Demenz-Bereich ist die Lage noch einmal besonders kri- tisch. Wenn die Patienten Verhaltensauf- fälligkeiten entwickeln, schaffen es viele Pflegeheime nicht mehr und die Betrof- fenen müssen zurück nach Hause - wo die Angehörigen ja auch keine Experten sind. Ich wünsche mir eine Welt, in der wir Demenz-Betroffenen auf Augenhöhe begegnen, sie als normale Menschen wahrnehmen, die ein Recht auf ein gutes Leben haben. Lassen sich Berufstätigkeit und Pflege miteinander vereinbaren? SEBASTIAN SCHOEPP: Man muss Ab- striche machen. Ich hatte einen Karriere- sprung vor mir, den ich dann nicht machte. Das war kein Verzicht, ich habe einfach das getan, was Vorrang hatte. Am Arbeitsplatz habe ich relativ viel Verständnis erfahren. Ich hatte auch über unbezahlte Pflegeauszeiten nach- gedacht, aber sie dann doch nicht ge- nommen. Was vielen anfangs nicht klar ist: Pflege ist heute meist ein Marathon, da nützen kurze Auszeiten wenig. Man „Ich wünsche mir eine Welt, in der wir Demenz- Betroffenen auf Augenhöhe begegnen.“ SARAH STRAUB