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Aktueller Prospekt Rossmann - Prospekte - von 01.07 bis 31.07.2021

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E Einmal in der Woche setzt sich Zweiklässler Ben* vor sein Tablet und wartet darauf, dass Petra Neveling ihn in den digitalen Konfe- renzraum eintreten lässt. Sie treffen sich dort regelmäßig für ihre gemeinsame Lesestunde. Heute steht die Geschichte „Als die Raben noch bunt waren“ auf dem Programm. Petra Neveling teilt mit Ben ihren Bildschirm, damit er die Geschichte sehen kann. „Hallo Ben, ich möchte so gern wissen, was es auf sich hat mit den bunten Raben, lies mir die Geschichte bit- te vor“, fordert die 62-Jährige den Jungen auf. Das macht Ben sehr gern, denn die Geschich- ten, die Petra Neveling für ihn wöchentlich auswählt, gefallen ihm immer sehr, und oben- drein sind sie auch noch so cool animiert. Da macht das Lesen Spaß. Petra Neveling ist ehrenamtliche Lesemen- torin und der siebenjährige Ben ihr Lesekind. Die beiden leben in Castrop-Rauxel und lesen seit Februar zusammen. Getroffen haben sie sich erst ein Mal - wegen der Corona-Pande- mie ging das sonst leider nicht. Die Informa- tikerin fördert den Schüler nach dem Kon- zept von Mentor — Die Leselernhelfer, einer bundesweit tätigen Bewegung, die sich die Leseförderung von Kindern und Jugendlichen zum Ziel gesetzt hat. Und da gibt es in der Tat großen Bedarf. Laut Verein kann fast jedes fünfte Kind aus der vierten Klasse nicht mehr richtig lesen, und in der PISA-Studie von 2018 erreichten 21 Prozent der getesteten Schulkinder nur die Lese-Kompetenzstufe 1, die niedrigste von sechs Kompetenzstufen. Jungen sind bei den Leseschwachen über- proportional betroffen. Und die Leistungen gehen sogar noch weiter leicht zurück. „Seit der Corona-Krise mit dem verstärkten Ho- meschooling sind die Bedingungen für lese- schwache Kinder noch härter geworden, denn viele Eltern können die Förderung ihrer Kin- der einfach nicht leisten“, so die Beobachtung von Margret Schaaf, erste Vorsitzende des Mentor-Bundesverbands. Manche Kinder mit Migrationshintergrund sprechen derzeit gar kein Deutsch mehr, weil sie immer zu Hau- se sind und dort nur in ihrer Heimatsprache kommunizieren. Das wirkt sich auch auf die Lesefähigkeiten aus. Es gibt viele Gründe, *Name von der Redaktion geändert Kinder aus der ersten Klasse zum Beispiel, die gerade erst Lesen lernen, fehlt das tägliche Training in der Schule. Umso wichtiger sind Initiativen wie Mentor — die Leselernhelfer, um die Kinder über die Schulen hinaus in ih- rer Lesekompetenz zu unterstützen. Normalerweise treffen sich Mentor und Le- sekind einmal wöchentlich nach dem Unter- richt in der Schule, um rund eine Stunde lang einen Text zu lesen. Die Lehrkräfte machen auf die Möglichkeit aufmerksam. Die Materialien wählen die Mentoren ganz gezielt nach den Interessen der Lesekinder aus, wenn ihnen das Thema liegt, können die Mentoren auch ihre Lesefreude wecken. Die Kinder werden dort abgeholt, wo sie stehen. Es gibt viele Mög- lichkeiten: Kinderzeitungen, Comics, Bücher, Sprachmemorys oder Leselern-Apps. „Auch unabhängig von Corona nutzen wir in den Lesestunden, in denen Mentor und Kind sich persönlich treffen, digitale Medien als zusätz- liches Angebot, um über das große Interesse am Digitalen für das Lesen und die Literatur zu begeistern“, erklärt die Bundesvorsitzende. So werden die ehrenamtlichen Kräfte in Se- minaren auf Unterricht mit dem Computer ge- schult, Apps empfohlen und ausgewählt. Für die Kinder ist es häufig spannender, Texte auf dem Tablet zu lesen, denn diese werden von Animationen oder Bewegtbildern begleitet. „Außerdem lernen die oft älteren Mentoren auch etwas von ihren Lesekindern, denn diese kennen sich häufig viel besser aus im Umgang mit digitalen Medien, und es stärkt ihr Selbst- bewusstsein, dass auch sie etwas beibringen können. Das ist zudem ein erklärtes Ziel unse- res Projekts ‚Digitaler Treffpunkt der Generati- onen‘“, sagt Margret Schaaf. Während der »