Aktueller Prospekt Rossmann - Prospekte - von 01.08 bis 31.08.2021

TITELGESCHICHTE die ich persönlich in dieser Situation hatte, nicht. Die Trennung musste verarbeitet und die zukünftige Lebenssituation aller Beteiligten diskutiert werden. Das war schwieriger als gedacht. In diesem Zuge habe ich Rechtsanwälte, Jugendämter, Verfahrensbeistände, Familienrichter, Sozialpädagogen, Psychologen, Mediatoren und viele, viele Sachbearbeiter kennengelernt — einige sehr, manche weniger, viele kaum motiviert. Wirklich helfen konnte mir von diesen Personen selten jemand. Nach vorne gebracht hat mich vielmehr der Austausch mit Freunden und Gleichgesinnten. 42,7 % Laut Statistischem Bundesamt lag der Anteil der von relativer Einkommensarmut betroffener Personen 2019 bei Alleinerziehenden bei 42,7 Prozent. Damit sind sie einem 2,5-fach höheren Armutsrisiko ausgesetzt als alle anderen Haushaltstypen (15,9 %). Siehst du auch Vorteile? Nach zwei recht harten Jahren sehe ich inzwischen auch die Vorteile, getrennterziehend zu sein: Erziehung, Werte und Entscheidungen muss ich mit niemandem diskutieren. Mein „Mental Load“ betrifft nur mich und mein Kind und nicht noch die Belange oder Termine eines Partners. Außerdem kann ich einmal im Jahr einen ausgedehnten SingleUrlaub machen und mich hoffentlich sogar noch mindestens einmal verlieben. Die Aussichten klingen doch ganz gut, oder? Trotzdem ist es mir zentral wichtig, mich für strukturelle Änderungen unsere Familienform betreffend einzusetzen – aus dem Grund habe ich die Plattform „Solomütter” gegründet. Viele Alleinerziehende haben nicht meine Ausgangssituation und ihr Alltag gestaltet sich deutlich herausfordernder. Dies gilt es immer mitzudenken! Warum der MütterFokus? Sara Buschmann: „Weil die Probleme alleinerziehender Mütter häufig anders gelagert sind als die von Vätern. Das liegt an der gesellschaftlichen und ökonomischen Situation von Frauen in Deutschland.” babywelt 13 Was wünschst du dir für die Situation Alleinerziehender in Deutschland? Ich wünsche mir in erster Linie bessere berufliche Ausgangssituationen für Frauen. Denn viele strukturelle Probleme, die nach einer Trennung auftauchen, werden schon weit vor dem Muttersein angelegt. Stichwort „Equal Pay“ etwa: Frauen und Männer sollten endlich gleichberechtigt bezahlt werden, die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben und in Strukturen leben können, die Familie und Erwerbsarbeit nicht ausschließen. Auch beim Thema Kinderbetreuung ist noch viel zu tun. Für Alleinerziehende ist dies ein essenzieller Faktor: Studien haben gezeigt, dass nur ein gesicherter Vollzeitjob dauerhaft dafür sorgt, dass EinEltern-Familien dem gesteigerten Armutsrisiko dieser Familienform entkommen können. Es kann aber oft nicht Vollzeit gearbeitet werden, weil die Betreuungsangebote nicht ausreichen. Des Weiteren müssen endlich die Besteuerung und das Ehegattensplitting auf die Agenda der Politik. Alleinerziehende werden prozentual deutlich schlechter besteuert als verheiratete Paare – sogar als solche ohne Kinder. Das ist ein Skandal. Auch interessant: 70 % der Alleinerziehenden bekommen kaum oder zu wenig Unterhalt! Was immer noch als Kavaliersdelikt gilt, sollte endlich auf die politische Agenda, damit der Tatbestand Unterhalt zu prellen endlich schärfer verfolgt wird. Die Liste könnte ich