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Aktueller Prospekt Rossmann - Prospekte - von 01.09 bis 30.09.2024
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INTERVIEW / Nelson Müller Sie sprechen in Interviews häufig über die Dankbarkeit, die Sie gegenüber Ihren schwäbischen Adoptiveltern empfinden (Anm. d. Red.: Nelson Müller kam mit vier Jahren aus Ghana zu Familie Müller). Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Kindheit? N. M.: Das war eine sehr schöne, alte, analoge Welt, in die ich auch heute noch immer wieder gern entschwinde. Der Dialekt, das Dorfleben. Man begrüßt sich, lächelt einander an. Das fand ich als Kind toll, und das klingt bis heute nach. Draußen roch es immer nach Landwirtschaft, und in den Innenhöfen standen Trecker. Beim Metzger gab es jedes Mal eine Wurst, und der Käsekuchen wurde mit Milch von eigenen Kühen gebacken. Das war einfach Teil unserer Lebenskultur. Dieses Dorfleben, wie Sie es beschreiben, kann aber auch ganz schön eng sein. Besonders, wenn man wahrscheinlich der einzige Schwarze Junge in der Schule war … N. M.: Ja, klar gab es sicherlich auch diese Momente, in denen ich rebelliert habe, besonders als Jugendlicher. Es mag Leute geben, die alles aufarbeiten müssen, aber ich empfinde auch hier eher Dankbarkeit für die Kindheit, die ich hatte. Sie erwähnen in Ihrer Kindheitsbeschreibung die Metzgerswurst und den Käsekuchen. War Kochen und Essen früher ein wichtiges Thema zu Hause? N. M.: Oh ja, meine Familie ist sehr kochaffin und kulinarisch geprägt. Ich habe mich schon als kleiner Junge für das Kochen interessiert. Meine Mutter kommt aus Schleswig-Holstein, mein Vater aus dem nördlichen Bayern, wir lebten dann im Schwabenland mit seiner Lieblichkeit und seiner typischen Küche. Diese Kombination hat einige Storys an den Küchentisch gebracht. Ihre Wurzeln liegen in Ghana. Hat die afrikanische Küche auch in Ihrer Küche Spuren hinterlassen? N. M.: Ich habe hier und da mal etwas ausprobiert, aber es fühlt sich für mich nicht authentisch an. Wenn ich bei meiner ghanaischen Mutter in London bin und sie Jollof Rice kocht, dann schaue ich gerne zu, wie sie ihn ansetzt. Aber ich muss niemandem etwas erzählen, was ich nicht bin. Für mich ist Authentizität sehr wichtig, und ich bin nun mal in Deutschland aufgewachsen BÜHNENPROFI „Soulfood“ ist Nelson Müllers erste Roadshow (oben). Bei der ZDF-Produktion „Die Küchenschlacht“ ist der Koch seit 2010 Teil des Teams – auch kulinarisch. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht mit Stolz auf Ghana und die Entwicklung dort schaue, wie es sich zum Beispiel als Urlaubsland präsentiert und alte Vorurteile widerlegt. Ich war zweimal dort und hatte eine ganz tolle Zeit. In Ihren Koch-Shows und auf der Bühne, wenn Sie singen, scheinen Sie kein Problem damit zu haben, aus sich rauszugehen. In diesem Gespräch wirken Sie ganz anders: ruhiger, fast ein bisschen zurückhaltend. Welcher Nelson Müller ist denn der echte? 37