Werbung
Aktueller Prospekt Rossmann - Prospekte - von 01.12 bis 31.12.2024
Werbung
Produkte in diesem Newsletter
Werbung
Z ubeida Ali Tuano hatte einen Traum. Sie wollte Krankenschwester werden. Um später einmal Menschen wie ihrer im Rollstuhl sitzenden Mutter helfen zu können, strengte sie sich in der Schule besonders an, ihre Noten waren gut. Doch als ihr Vater sie, ihre Mutter und ihre kleine Schwester verließ, konnte die im Stich gelassene Familie sich keine Schulhefte mehr leisten. Um weiterhin zum Unterricht gehen zu können, wurde Zubeida zur Bettlerin. Manchmal reichte das Geld für eine warme Mahlzeit, für ein Schulbuch reichte es nie. „Such dir einen Freund, der dir die Schulbücher kauft“, rieten Freundinnen der 15-Jährigen, die es genauso gemacht hatten. Zubeida folgte dem fatalen Ratschlag, lernte einen deutlich älteren Mann kennen. Er kaufte ihr tatsächlich Schulbücher – doch als Gegenleistung forderte er ungeschützten Sex. Weil sie unbedingt zur Schule gehen wollte, wurde Zubeida so schon als Kind unbeabsichtigt schwanger. Als das zierliche Mädchen ihren wachsenden Bauch nicht mehr verstecken konnte, schlossen Lehrer sie vom Unterricht aus. Mittlerweile ist ihr erster Sohn Mundhir Omari sieben, ihr zweiter Sohn Samir zwei Jahre alt. Die 23-Jährige liebt Mundhir und Samir über alles. Und dennoch möchte sie verhindern, dass andere Mädchen das gleiche Schicksal erleiden wie sie, aus Armut und Unwissenheit zu früh Mutter werden und so ihre Chancen auf Bildung und ein selbstbestimmtes Leben verlieren. Darum engagiert sie sich jetzt in der Kleinstadt Msambweni im Süden Kenias bei den Msambweni Queens, einer von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) unterstützen Selbsthilfegruppe für junge Mütter. „In Workshops bringe ich Mädchen bei, wie sie sich mit Kondomen vor Krankheiten und unbeabsichtigten Schwangerschaften schützen können. Ich erkläre ihnen, dass nur sie über ihren Körper bestimmen dürfen, und bestärke sie darin, erst die Schule zu beenden, bevor sie Kinder bekommen“, berichtet Zubeida, die mit dem Verkauf von Frauenkleidung genug Geld verdient, um ihren Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Dass ihre Aufklärungsarbeit auf Augenhöhe wirkt, lässt sich daran ablesen, dass es in Zubeidas Gemeinde mittlerweile deutlich weniger junge Mädchen gibt, die wegen TeenagerSchwangerschaft von der Schule fliegen oder von ihren Familien noch als Kinder verheiratet werden. GIBT MÄDCHEN EINE STIMME Für selbstbestimmte Familienplanung: Aktivistin Candy Brandy Oyoo im Studio eines lokalen Radiosenders in der Kleinstadt Rongo im Westen Kenias Auch Michelle Auma (Name geändert) ist Mitglied einer von der DSW unterstützten Selbsthilfegruppe. Sie war erst zwei Jahre alt, als ihre Mutter und ihr Vater starben. Auch Michelle ließ sich mit älteren Männern ein, um sich Schulbücher kaufen zu können, auch sie wurde so unfreiwillig schwanger, musste die Schule abbrechen und wurde von ihrem Freund sitzen gelassen. Mittlerweile ist der Chalre-Jugendklub in der Nähe der tansanischen Grenze so etwas wie Michelles Familie. 33 junge Frauen im Alter zwischen 17 und 24 Jahren sind Mitglied des Vereins, die meisten von ihnen sind bereits Mütter, sie alle sind HIV-positiv. „Früher wurden Menschen mit HIV oft ausgegrenzt und stigmatisiert. Wir kämpfen dafür, dass wir ganz normal behandelt werden“, sagt die 20-Jährige mit selbstbewusstem Grinsen. Die Treffen mit den Frauen, die alle Ähnliches durchgemacht haben wie sie, sind für das Wohlbefinden der HIV-positiven jungen Mutter genauso wichtig wie ihre regelmäßige medizinische Behandlung. „Ich fühle mich nach jedem Treffen stärker“, sagt Michelle, die sich fest vorgenommen hat, ihre unterbrochene Schulausbildung so bald wie möglich fortzusetzen. Wie viele Mädchen in Kenia wussten Michelle und Zubeida zu lange nicht, wie sie sich vor einer unbeabsichtigten Schwangerschaft und sexuell übertragbaren Krankheiten schützen können. 45