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Aktueller Prospekt Rossmann - Prospekte - von 06.05 bis 28.07.2024

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GESELLSCHAFT / Interview Das Thema unseres Heftes ist Courage. Mussten Sie schon einmal eine Mutprobe bestehen? Bjarne Mädel: So eine typische, gefährliche Kindheitsmutprobe, um zum Beispiel zu einer Bande zu gehören, musste ich glücklicherweise nie machen – außer vielleicht, um meinen Freunden etwas zu beweisen, über einen hohen Zaun klettern oder einen Frosch in die Hand nehmen. Ich denke, Dinge zum ersten Mal zu machen, erfordert aber generell oft Mut, egal in welchem Bereich. In meinem Fall war das zuletzt zum Beispiel, die Regie für die „Sörensen“-Filme zu übernehmen. Regisseur ist ja nicht mein ursprünglicher Beruf. Wer mutig ist, muss häufig auch seine Angst besiegen. Hatten Sie Befürchtungen, mit Ihrer ersten Regiearbeit zu scheitern? B. M.: Die Möglichkeit zu scheitern war mir bewusst, aber das hat mich eher angespornt. Ich fand es herausfordernd, mich auf neues Terrain zu begeben. Aber wenn der Film nicht gelungen wäre, hätten die Leute vielleicht gesagt: Da hat sich der Mädel wohl ein bisschen übernommen, der soll mal lieber weiter Schauspieler bleiben. Ich wäre also weich gefallen. Insofern war es vielleicht doch nicht so mutig, wenn ich da jetzt so drüber nachdenke. Und ich habe ja nicht mein Leben riskiert. Mut hat so viele Ebenen und wird erst dann sichtbar, wenn man sich der Konsequenzen bewusst ist. Sonst ist es eher Wagemut oder ein Abenteuer. Mut bedeutet für mich, seine Meinung zu sagen, auch wenn man dafür in Kauf nimmt, eingesperrt zu werden, sein Leben zu riskieren und plötzlich allein dazustehen mit seiner Meinung und sie trotzdem vertritt. Im Internet jemanden zu bepöbeln, wie es leider Mode geworden ist, ist hingegen gar nicht mutig. Jemandem seine Meinung respektvoll ins Gesicht zu sagen schon. Ich frage mich häufig: Wie würde ich in bestimmten Situationen reagieren? Würde ich den Mund aufmachen? Ich habe ein sehr großes Unrechtsbewusstsein; wenn ich sehe, dass Menschen schlecht miteinander umgehen, dann stehe ich gern dagegen auf. Welche Menschen oder Erlebnisse haben Sie beeindruckt? B. M.: Es gibt im Moment so viele Ereignisse in der Welt, wo wir Mut gebrauchen können – in politischer, aber auch in klimapolitischer Hinsicht. Ich habe vor einiger Zeit 36 Texte des belarussischen Widerstandskämpfers Maxim Znak als Hörbuch eingelesen, der kurze Geschichten geschrieben hat, um mit seiner Situation klarzukommen, und es geschafft hat, sie aus seiner Zelle zu schmuggeln. Der Mann sitzt genau deswegen im Gefängnis: weil er seine Meinung gesagt hat. Dass er sich nicht brechen lässt, ist beeindruckend mutig. Er nimmt in Kauf, weitere Jahre im Gefängnis zu sitzen, in ein Arbeitslager transportiert zu werden – oder Schlimmeres. Auf einem völlig anderen Gebiet beeindrucken mich Extremsportler, die sich nur mit einem Wingsuit von Bergen stürzen und mit einer unfassbaren Geschwindigkeit durch das Tal fliegen. Wenn die nur einen winzigen Krampf bekommen, stürzen sie ab und sind tot. Eine Form des Mutes begegnet einem auch in Ihrem neuesten Projekt, dem Hörbuch „Bin nebenan“, für das Sie namhafte Kollegen wie Matthias Brandt, Fritzi Haberlandt und Lina Beckmann gewinnen konnten. Sie selbst lesen den Monolog einer tragischen Figur: ein Mann, der von Kindheit an sehr extreme Ablehnung erfährt, allein ohne Familie und Freunde lebt und dennoch sein Leben mutig in die Hand nimmt, statt zu verzweifeln. Warum haben Sie sich ausgerechnet diesen Text ausgesucht? B. M.: Ich wollte diese Person richtig verstanden wissen. Man kann sie schnell falsch lesen, sich über sie erheben oder ein Klischee daraus machen. Es ist ein gefährlicher i Ein Mann mit Humor und Tiefgang Bjarne Mädel wuchs in Reinbek bei Hamburg auf. Nach einem Studium der Literatur- und Theaterwissenschaft in Erlangen absolvierte er seine Schauspielausbildung an der Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg. Mädel war u. a. fünf Jahre Ensemble-Mitglied am Hamburger Schauspielhaus. Bekannt wurde er dem Fernsehpublikum durch seine Rollen des Ernie Heisterkamp in „Stromberg“ und in der Serie „Der Tatortreiniger“. Sein Regie-Debüt gab er mit „Sörensen hat Angst“. Außerdem arbeitet er als Hörbuchsprecher und -produzent. Bjarne Mädel lebt in Berlin.