Aktueller Prospekt Dm Drogerie - Prospekte - von 01.06 bis 30.06.2023

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dm-ZUKUNFTSTHEMA GESUNDHEIT Was genau erschwert das Verständnis von Gentests? Es ist für den Laien nicht einfach, Wahr- scheinlichkeiten richtig einzuschätzen. Wenn Menschen etwa erfahren, dass sie eine im Vergleich zur Gesamtbevölke- rung 50 Prozent höhere Wahrschein- lichkeit haben, eine Krankheit zu ent- wickeln, klingt das dramatisch - man wähnt sich praktisch schon erkrankt. Dabei hat sich in diesem Beispiel die Wahrscheinlichkeit von 0,1 auf 0,2 Pro- zent erhöht - ist also immer noch sehr niedrig. Es braucht viel Aufklärung und Dialog, damit Menschen die Ergebnisse eines Gentests richtig einordnen können. Wenn ein Gentest die Wahrscheinlichkeit für eine Krankheit ermittelt, für die es aber keine wirksame Prävention und The- rapie gibt, wie beispielsweise Alzheimer - wäre so ein Test unethisch? So pauschal würde ich das nicht sagen. Auf das Wissen, dass man an etwas er- kranken kann, ohne etwas dagegen tun zu können, kann man sehr unterschied- lich reagieren. Wir haben eine Studie mit der hypothetischen Frage durchgeführt: Wenn Sie durch einen Test herausfinden können, dass Sie in den nächsten Jahren eine psychische Erkrankung entwickeln, würden Sie ihn in Anspruch nehmen? Etwa die Hälfte der Teilnehmer mein- ten, dass sie es nicht wissen möchten, weil es sie belasten und in ihrer Selbst- bestimmung einschränken würde. Die andere Hälfte argumentierte genau ent gegengesetzt: Sie fühlten sich in ihrer Selbstbestimmung gestärkt, weil sie sich auf das Risiko einstellen und vorbereiten können. Das zeigt, dass es nicht die eine Bei der Auswertung von DNA spielt die Bioinformatik eine wichtige Rolle. ethische Lösung gibt. Wichtig wäre, dass man einen Test, der das Leben weitrei- chend verändern kann, vorher mit dem Betroffenen und seinem Umfeld gründ- lich bespricht und die Entscheidung für oder gegen einen Test frei und wohlüber- legt getroffen wird. Es gibt Internet-Anbieter, die für runde 150 Euro sehr umfassende Genanalysen für jedermann versprechen: Aussagen zu Gesundheitswerten, etwa zum Stoff- wechsel, persönliche Eigenschaften und auch genetische Veranlagungen. Wie gut sind sie? Es gibt qualitativ große Unterschiede. Als Laie und selbst mit medizinischem Vorwissen kann man nicht beurteilen, wie tief und genau die Analyse ist. Dazu ist die Technologie zu komplex. Aus ethischer Sicht ist die Beratungsleistung ungenügend. Man kann so einen Test einfach aus Neugier machen. Aber er hat eben auch das Potenzial, einen sehr zu verunsichern. Ich glaube nicht, dass un- sere Gesellschaft in der Breite auf solche Tests vorbereitet ist und Menschen die Ergebnisse richtig einordnen können. « Erbinformationen spielen nicht nur für die individuelle Gesundheit eine Rolle, sie können auch ein wichtiger Baustein bei der Erforschung von Volkskrankheiten sein. In der NaKo Gesundheitsstudie* werden über einen Zeit- raum von 20 bis 30 Jahren 200.000 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger im Alter von 20 bis 69 Jahren um- fassend medizinisch untersucht und nach ihren Lebens- gewohnheiten befragt. So lässt sich ermitteln, wie geneti- sche, Umwelt- und Lebensstilfaktoren zusammenwirken. alverde Juni 2023 79 *nako.de