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Aktueller Prospekt Dm Drogerie - Prospekte - von 01.08 bis 31.08.2023

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DAS ICH IM WIR Liebe alverde-Lesende, „gemein“ hat in unserer Sprache zwei scheinbar gegensätz- liche Bedeutungen. Welche fällt Ihnen zuerst ein? Keine Angst - das wird kein Psychotest. Mir kommt als Erstes in den Sinn: „Das ist aber gemein!“ Was hätten Sie „gemeint“? Ups, schon wieder diese Wort-Wurzel, die andeutet, dass die Wahrheit im Miteinander entsteht. Auch wenn manchmal Mein-ung gegen Dein-ung steht. Im Englischen heißt das, was wir im Deutschen „den gesun- den Menschenverstand“ nennen, „common sense“, der Sinn für das Gemeinschaftliche. Und was für ein schönes Wort ist das etwas veraltete „Gemeinsinn“. In vielen Zusam- menhängen ist Gemeinsinn alles andere als veraltet, er ist hochmodern und notwendiger denn je. Denn wir Menschen sind soziale Wesen, wir müssen es sein, um zu überleben. Schließlich kommen wir so unreif und bedürftig zur Welt, dass wirohne Menschen um uns herum, die sich kümmern, schlichtweg sterben. Und aus der Gemeinschaft ausgeschlos- sen zu werden, das zeigt die Hirnforschung, aktiviert ganz ähnliche Areale wie physischer Schmerz. Es tut uns weh, wenn wir nicht mitspielen dürfen, wenn wir „geschnitten“ werden, wenn uns keiner sieht. Gemeinsinn ist hochmodern und notwendiger denn je. Es gibt ein unfassbar einfaches wie beeindruckendes psycho- logisches Experiment, das Sie leicht im Internet finden unter dem Suchbegriff „still face experiment“: Mütter werden gebe- ten, für eine Minute nicht aufihr kleines Kind zu reagieren, sondern einfach nur ein bewegungsloses Gesicht zu machen. Das Kind versteht im wahrsten Sinne die Welt nicht mehr! Es ruft, es zeigt, es schreit, es tut alles, was in seiner Macht steht, um endlich wieder gesehen zu werden. Nach einer Minute darf die Mutter lächeln und alles ist wieder gut. An dieses Experiment denke ich manchmal, wenn wieder „Wutbürger“ alles dafür tun, gesehen und gehört zu werden. Ich frage mich: Welchen Teil der Gemeinschaft sehen wir nicht? Wer fühlt sich abgehängt oder ausgeschlossen und wird darüber so aggressiv? In der Anonymität der sozialen Netzwerke entlädt sich Hass in ungestümer Weise, sie werden mehr und mehr zu asozialen Netzen. Die Algorithmen för- dern zudem alles, was polarisiert. Für eine Doku traf ich einmal eine Frau, die mich im Netz furchtbar beschimpft hatte, auf einen Kaffee. Sobald wir uns von Angesicht zu Angesicht gegenübersaßen, und ich ihre Geschichte hörte, schwand sehr viel von der Wut und ich verstand die Trauer und Enttäuschung dahinter. DR. ECKART VON HIRSCHHAUSEN An welchen Orten begegnen wir eigentlich noch Menschen, die anders sind als wir? Na klar, jeden Tag, überall, beim Ein- kaufen, bei der Arbeit, auf der Autobahn. Aber Autobahnen sind kein guter Ort, um sich näherzukommen. Zu viel Blech steht dazwischen. Ich mochte an meiner Zeit in der Medizin immer, wie man über das, was wir alle gemeinsam haben, einen Körper und eine Seele, ins Gespräch mit den unter- schiedlichsten Menschen kam. Heißt ja auch Human-Medizin. Früher haben viele im Zivildienst oder im freiwilligen sozi- alen Jahr ihre Ader für einen helfenden Beruf entdeckt und blieben dabei. Seit der Wehrdienst und der Zivildienst ausge- setzt sind, fehlen diese Berührungsflächen mit den verschie- denen Realitäten und Gesellschaftsgruppen. Wäre es nicht an der Zeit, ein soziales Jahr für alle einzuführen? Nach der Schulzeit sind viele junge Menschen noch auf der Suche nach ihrem „purpose“, wie es heute heißt, ihrem Sinn, ihrem Ort in der Gesellschaft, an dem sie ihre Fähigkeiten einbringen, entwickeln und glücklich werden können. Und damit so ein soziales Jahr nicht „gemein“ ist, der Jugend gegenüber, könnten es ja alle, die das historisch nicht gemacht haben, nachholen. Nach der Berufstätigkeit sind viele noch „vollim Saft“, haben Kompetenzen, Erfahrung und Netzwerke, die sie einbringen können. Viele tun dies ehrenamtlich. Aber viel- leicht wäre es auch eine Chance für alle. Zu tun gibt es genug. Und zu erleben. Gemeinsam ist man auch weniger einsam. In dem Moment, in dem jemand zurücklächelt, müssen wir auch nicht mehr so schreien, um gesehen zu werden. Und entdecken das Wir im Ich. Und andersherum. Ihr Eckart u. Hirschhausen Arzt, Wissenschaftsjournalist und Gründer der Stiftung „Gesunde Erde - Gesunde Menschen“ alverde August 2023 81