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Aktueller Prospekt Rossmann - Prospekte - von 31.01 bis 06.04.2025

Aktueller Prospekt Rossmann - Prospekte - von 31.01 bis 06.04.2025 - strona 29 - produkty: asti, auto, Bad, Bau, dell, eis, Elan, elle, erde, fisch, flasche, getränk, Kinder, Kinderspiel, leine, lion, mac, messer, möbel, Mode, Peeling, pool, reifen, reis, rind, ring, rwe, Saugroboter, Schal, schlauch, sekt, Soda, Sport, Sprudel, Ti, Tiere, wasser, wassertank, wolle

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Illustrationen: Ramona Ring Fotos: Michal Muto; André Künzelmann; Dirk Rossmann GmbH (3); PR D er Gegner, den sich Roland Damann erkoren hat, ist tückisch, unsichtbar und überall: Mikroplastik. Es findet sich an sehr unerwarteten Stellen, es landet, vom Winde verweht, vom Regen hinabgespült, auf Walmdächern, es senkt sich auf Kinderspielplätze und Marktstände, es wird vor allem von Auto- und Flugzeugreifen abgeschmirgelt, außerdem von Schiffstauen an Kaianlagen verrieben und rieselt ins Hafenbecken, es wird von Dusch-Peelings und Möbelpolituren in den Abfluss geschwemmt, in Kläranlagen gespült – und es landet sodann auf Feldern und zu einem großen Teil in den Ozeanen und Seen, an Stränden und in Flussmündungen. Auch wir Menschen haben inzwischen Plastik im Körper: Nach einer Studie des WWF aus dem Jahr 2019 nimmt jeder Mensch auf dem Planeten im Schnitt und pro Woche fünf Gramm Mikroplastik auf. Nach seriösen Schätzungen gelangen jedes Jahr etwa zehn Millionen Tonnen Mikroplastik in die Ozeane, wo etwa 1.300 Tierarten von Plastikmüll aller Art „beeinträchtigt“ sind – von der Anreicherung im Körper bis zum Hungertod bei Wasservögeln, weil die aufgenommene Menge an Plastik ihnen suggeriert, sie seien gesättigt. Vor allem im Wasser wird Mikroplastik gespeichert und transportiert. 70 Prozent der Erde sind von Wasser bedeckt, und so schweben und schwimmen die Partikel in den Mündungen, in den Flüssen, Ozeanen, Staubecken, Swimmingpools, Bergbächen, Fischteichen und Waldseen. Das aber will Roland Damann nicht zulassen: „Wir können das Zeug durchaus wieder rausholen. Die zentrale Idee daran ist, dass einige Feststoffe, winzige Festkörper, die sich im Wasser befinden, hydrophob sind. Das heißt, die Teilchen fliehen das Wasser. Sie nutzen die erstbeste Flucht- oder Mitfahrgelegenheit. Die liefere ich – in Form von Gas, von Bläschen. Die Feststoffe, etwa Mikroplastik, setzen sich an den Bläschen fest, werden nach oben getragen und können dort abgefischt werden.“ Wie hat es begonnen? „Auf einem Geburtstag. Mit einer Sektflasche.“ Damann fragte sich: Wieso sprudelte der Sekt? Wie kamen die Blasen in die Flüssigkeit? Wieso perlten sie auf in dem Moment, da die Flasche geöffnet wurde? Flaschengärung ist das Phänomen dahinter, bei der Kohlendioxid gebildet wird. Da die Flasche verschlossen ist, kann das Gas nicht entweichen – bis der Korken knallt. Nur ein Bruchteil des Gases reicht aus, um ihn aus dem Flaschenhals zu katapultieren. Der große Rest des Kohlendioxids lässt sich etwas mehr Zeit. Er bildet etwa 80 Millionen Bläschen. Danach schmeckt das Getränk schal. Nach diesem Vorbild erfand Roland Damann sein Verfahren, bei dem das Aufsteigen von Bläschen nicht endet. Er baute einen Apparat, der Blasen erzeugt und in Wasser einleiten kann. Er verfeinerte seine Technologie und präsentierte sie unter anderem Kläranlagenbetreibern. Bis zum Jahr 2020. Damann bereitete sich auf den Ruhestand vor – bis er eines Abends seinen Saugroboter beobachtete. „Er bewegt sich zum Schmutz. Auf das Mikroplastik übertragen: Wir bringen unsere Apparatur dorthin, wo das Mikroplastik den Wasserkörper verunreinigt.“ Im Mittelpunkt steht ein kleiner Wassertank, eine Art Bläschen-Booster. Bläschen und Mikroplastik bilden für kurze Zeit einen Verbund. Dieser treibt langsam an die Wasseroberfläche. Die Bläschen platzen dort, das Mikroplastik lässt sich leicht einsammeln. Für den Einsatz in Regenrückhaltebecken oder Stauseen muss der Booster selbst mobil werden. So ersann Damann einen Prototyp aus einem Gummischlauch, der eine kreisförmige Fläche von etwa zwei Metern Durchmesser „abfährt“. An diesem Schlauch hängt unter Wasser ein Bläschen-Booster. Doch wie sollte er die Idee zu einem Geschäftsmodell machen? Roland Damann hatte Glück. Ein Jahr zuvor war eine Bundesagentur gegründet worden, SPRIND, mit dem Auftrag, innovative Forschungs- und Unternehmensansätze zu fördern. Damann bekam einen ersten Validierungsauftrag, drei weitere Gutachten später rief der SPRIND-Chef bei Damann an: „Wenn Sie wollen, haben Sie jetzt eine Firma.“ Seitdem gibt es im Industriegebiet von Bad Lippspringe bei Paderborn einen Flachbau, wo Damanns Firma residiert. In der nächsten Phase werden Damann und sein Team sich einige Regensammelbecken vornehmen, davon gibt es etwa 24.000 in Deutschland. Ein solches Becken zu reinigen, koste etwa 200.000 Euro, sagt Damann. Würde man alle Regenrückhaltebecken in Deutschland von Mikroplastik befreien wollen, würde das also knapp fünf Milliarden Euro kosten. Sicher ist, dass nur die öffentliche Hand diese Aufträge vergeben kann. Und auch die Politik wird lieber Geld für Dinge ausgeben, die schneller sichtbar sind und Wählerstimmen bringen. So muss Damann für den Einsatz seiner Maschine wohl auf eine Änderung der Gesetzeslage warten. Sobald Grenzwerte für Mikroplastik gesetzlich vorgeschrieben werden, müssen die staatlichen Stellen handeln. Und dann müssen sie einen Roland Damann bestellen. „Ich kann warten“, sagt Damann. „Ich werde bereit sein.“ 29